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Kurzer Abriss über den Lebenszyklus der Bäume

Wagdy El Komy
© Salam Ahmad, Acryl auf Leinwand, ohne Titel

Der verbotene Baum:

Die Schöpfung begann mit einem Baum

Die Ahnen der Menschheit haben von ihm gegessen

Es war der Fall in die Welt

Es gibt ein Land auf dieser Welt, da fürchten die Herrschenden selbst den Schatten der Bäume, die Geräusche von Fersen auf dem Boden und die Trauergemeinden, wenn jemand zu Grabe getragen wird. Schattenspendendes Laub erhöht die Wahrscheinlichkeit von Spaziergängern an sonnigen Tagen; Frauen und Spiegel vermehren die Generationen, die dereinst laut klagen oder ansingen mögen. Niemand rechnete damit, dass in diesem stillschweigenden Land jemals ein Aufruf zur Demonstration erginge. Die Ängste wuchsen dennoch. Bis die Herrschenden es nicht mehr besser wussten und sämtliche Soldaten auf die Strassen schickten.

In den folgenden Zeilen berichten vier Soldaten, stellvertretend für die Bataillone, die die Plätze, Viertel und Strassen besetzten, in aller Genauigkeit über das, was ihnen widerfuhr, bis die Bäume zur Rache ansetzten. Des Weiteren gibt es einen Kommandanten und einen Offizier, welche die Befehle von höherer Stelle an sie weitergaben.

»So, das hätten wir«, sagte Soldat Nr. 1 zu Soldat Nr. 2. »Keine Leute mehr, die demonstrieren. Die Angst hat sich durchgesetzt. Bleiben nur noch wir – und die Bäume.«

»Pscht!«, machte Soldat Nr. 2 in Richtung seines Kameraden. »Ich höre Schritte … Immer gibt es welche, die sich verlocken lassen, doch auf die Strasse zu gehen. Solche, die Befehlen trotzen und von Demonstrationen träumen.«

Soldat Nr. 3: »Ich höre ebenfalls Schritte. Sie kommen von dort!«

Mit dem Finger wies er in die Leere. Es gab keine Schritte. Es gab nur das Rascheln in den Bäumen.

Der Wind trieb seinen Unfug. Im Blätterwerk ging es hoch her. Die Soldaten witterten Gefahr und eine diffuse Angst bemächtigte sich ihrer. Leere Strassen überall, nur noch die Luft, die sich zu amüsieren wusste. Seit zehn Tagen hatten sie keine Bürgerin und keinen Bürger mehr gesehen. Niemand beschritt die Wege. Keine Ferse, die auftrat und ein Geräusch hinterliess. Zugesperrt alle Geschäfte. Keine Nägel, die eingeschlagen wurden, nichts, das verkauft oder gekauft wurde. Schwer lastete die Stille über der Stadt … Sie war ihr einziges Geräusch.

»Stille, Stille, immer nur Stille«, sagte Soldat Nr. 4. »Dann wiederum – ist es nicht genau die Ruhe, die dem Sturm vorangeht?!«

Der Kommandant zermarterte sich den Kopf, wie man für noch mehr Ordnung sorgen konnte. Auch ihm bereitete die Stille Sorgen. Keine Stille dauert ewig. Kein Schweigen, das nicht früher oder später sein Ende findet … Jubelrufe, das brauchte es, um diese drückende Leere zu füllen!

»Setzen wir unsere Soldaten noch länger diesem zermürbenden Schweigen aus, dann verlieren sie bald die Nerven«, sagte der Kommandant zu seinem Offizier. »Am Schluss knallen sie sich noch gegenseitig ab! Wir brauchen eine Strategie. Wir müssen die Furcht vertreiben, damit sie wachsam bleiben und bereit sind, wenn eine Demonstration sich ankündigt.«

»Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an, oh Kommandant«, erwiderte der Offizier. »So schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Unser Schweigen verrät unsere Schwäche. Es ermutigt die Menschen, hinaus auf die Strassen zu gehen. Einfach die Strassen besetzen, das reicht nicht. Im Gegenteil. Wir müssen die Vorteile eines kontinuierlich vorgetragenen Angriffs ausnutzen. Sie dürfen sich nicht in falscher Sicherheit wähnen. Tragen wir den Krieg in ihre Stuben! Soll die Sorge sich an ihren Türen festkrallen, die Angst wie Dornen aus den Fensterrahmen spriessen!«

Der Kommandant: »Ich hab’s! Sagen wir, ein Soldat schaut nach oben. Sagen wir, er sieht ein offenes Fenster. Was ist das anderes, als ein Versuch, die Armee auszuspionieren? Eine Zuwiderhandlung! Offene Fenster werden ab sofort mit Kugeln zugenagelt. Los, lasst die Soldaten marschieren!«

Erhobenen Hauptes schritten die Soldaten durch die leeren Strassen, den Blick nach oben gewandt. Natürlich standen die Fenster offen. Jedes kühlende Lüftchen wollte man erhaschen in der brütenden Hitze. Und so wurden die Bewohnerinnen und Bewohner von fliegenden Kugeln überrascht … wie Heuschrecken fielen sie über alles her.

Blitzartig wurden die Holzläden an die Mauern geschleudert.

Feuer setzte sich fest in den Möbeln, den Gardinen, im Fenster.

Als würde die Hölle wie ein Regen vom Himmel niederkommen.

Schreie von Männern und Frauen erschollen. Alle, die es nicht getroffen hatte, schlugen rasch die Fenster zu. Damit sie nicht das gleiche Schicksal ereilte wie diejenigen, die als Erste ins Kreuzfeuer genommen worden waren.

Die Soldaten erinnerten sich gut an die Rede des Kommandanten. Keiner von ihnen, hatte er versichert, würde je für einen Totschlag zur Rechenschaft gezogen. Sie hatten sich zu einem sogenannten Weiterbildungsseminar eingefunden. Eigentlich aber ging es darum, sie darauf vorzubereiten, kaltblütig Massaker zu verüben. Die Soldaten erinnerten sich gut an die unzweideutigen Worte des Kommandanten, der daraufhin zum König des Landes ernannt wurde. »Die Armee«, hatte er gesagt, »das ist gleichbedeutend mit Töten. Das gilt für jede Armee. Folglich sind Soldaten per definitionem Mörder.«

Die Soldaten waren nicht die Einzigen, die diese Worte gehört hatten. Sie wurden übertragen und alle Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer hörten sie mit. Wenige Tage nach dieser Rede wurde auf einem öffentlichen Platz ein Mädchen, das eine Rose hochhielt, getötet. Eine Kugel traf sie in den Kopf. Ein weiterer Soldat eröffnete daraufhin das Feuer. Und so begannen die Soldaten auf die Fenster zu schiessen. Es bestand nicht der geringste Zweifel, dass Kugeln in die Köpfe Neugieriger dringen würden, die sich aus den Fenstern lehnten, um zu erfahren, woher die Schüsse kamen und weshalb sie fielen.

»Weisst du, was passiert ist?«, sagte Soldat Nr. 1 zu Soldat Nr. 2. »Ich ziele auf ein offenes Fenster und erwische vier Kinder, die eben rausschauen. Hättet ihr bloss gesehen, wie ihre Köpfe baumelten, als die Eltern sie jammernd und schreiend reingezogen haben! Mein Körper hat gezittert. Es war ein Taumel. Die Wonnen des Tötens in den Adern. Schlummernde Bestien, die erwachen, während ihre verzweifelten Schreie und ihre heulenden Klagen an mein Ohr dringen.«

Soldat Nr. 3 wandte sich an seine Kameraden: »Wollt ihr hören, was mein Teil ist heute? Zwei Alte … altersdumm, wie sie sind, wollen sie wissen, weshalb man ihre Fenster zertrümmert. Ihre Neugierde ruht für immer! Die Köpfe rasch weggeschossen, in Hälften geteilt. Es scheint, dass der Kopf des Menschen ab einem bestimmten Alter leichter in Stücke geht. Das ist jedenfalls meine Entdeckung. Ich beanspruche, dass man sie von jetzt an mir zuschreibt!«

»Sollten wir nach all dem Töten«, gab Soldat Nr. 4 zu bedenken, »nicht kurz innehalten und uns besinnen?«

Die Worte von Soldat Nr. 4 verloren sich in den leeren Blicken seiner Kameraden. Der Offizier rapportierte: »Der Plan hat funktioniert, oh Kommandant. Kein Mensch denkt mehr an Demonstrationen. Sie wollen nur noch die Leichen derjenigen begraben, die sich den Befehlen widersetzt und aus Neugierde die Köpfe aus dem Fenster gestreckt haben.«

»Begräbnisse?«, rief der Kommandant. »Begräbnisse verwandeln sich im Handumdrehen in Demonstrationen. Unterbinden! Keine Begräbnisse. Verbieten! Tote werden ohne Begräbnis beigesetzt … sollen sie in den Häusern verrotten, egal!«

Begräbnisse wurden verboten. Die Menschen holten ihre Pflanzen von den Balkonen, sperrten die Fenster zu und setzten ihre Toten in den Wohnzimmern bei. Sie unterdrückten die Totenklagen und versagten sich die Tränen. Die Soldaten hatten erreicht, was sie wollten. Terror gegen die Bevölkerung und Soldatenbelustigung gingen Hand in Hand. Im Kampf gegen die Stille, die sie so fürchteten, strich der Kommandant einen Etappensieg ein.

Mehr denn je zogen die Menschen sich in ihre Wohnungen zurück. Sie löschten die Lichter bei Nacht und sperrten tagsüber die Türen der Balkone zu. Sie beraubten sich des Sonnenlichts und des Mondscheins. Irgendwann dachten sie, die Soldaten seien endlich abgezogen. Aber nein, sie schlummerten bloss vor sich hin und gönnten sich eine Erholung in Erwartung neuer Munition.

Als diese eintraf, waren die Soldaten verwirrt. Mit der Munition kamen keine neuen Befehle. Randvoll lagen die Kisten vor ihnen. Wie Perlen oder Schmuck, der die Frauen bezirzt, der uns gierig und verrückt macht.

»Kugeln wie Perlen, Kugeln wie Saphire«, sagte Soldat Nr. 1 zu seinen Kameraden. »Es leuchtet wie Gold, glitzert wie Perlen oder Diamanten. Aber wo bleiben die Befehle? Es ist, als müssten wir Schmuck in Vitrinen hinter Glas betrachten! Wir brauchen Schiessbefehle … Was ist die Order?«

»Nie zuvor im Leben habe ich Gold, Perlen oder Diamanten gesehen«, sagte Soldat Nr. 2. »Gott liess uns im Dunkeln darüber, wie prächtig es glitzert!«

Der Kommandant hatte versäumt, zusammen mit der neuen Munition neue Befehle ergehen zu lassen. Einmal mehr kehrte eine schreckliche Stille ein. In den Köpfen der Soldaten arbeitete es. Eine solche Stille, das durfte nicht sein! Entweder es fliegen die Kugeln oder es erklingen die Protestrufe. Das sagten sich die Soldaten und das sagte sich der Kommandant. Auch er fürchtete die Rache der Menschen.

»Die Munitionskisten wurden an die Soldaten abgegeben, oh Kommandant«, sagte der Offizier. »Aber es gibt Unklarheiten bezüglich der Befehle. Was ist die Order? Was mit Kugeln anfangen, wenn sie nicht von Instruktionen begleitet sind?«

Der Kommandant: »Das ist die Order … Die Soldaten sollen an die Türen klopfen. Für jeden Mann, der öffnet, gibt es eine Kugel. Wenn aber eine Frau oder ein Kind öffnet, dann wird nicht geschossen und die Waffe kommt zurück in den Halfter.«

Wie beim letzten Mal hatte die Bevölkerung keine Ahnung, weshalb plötzlich an ihre Türen geklopft wurde. Wie immer öffneten die Männer. Sie waren die Herren des Hauses, so wollte es die Sitte, und sie gingen an die Türen, um zu sehen, wer anklopft. Viel Blut floss auf diese Weise, viele Männer handelten sich einen Kopfschuss ein. Bisweilen wurden auch ein Vater und sein Sohn getötet, wenn das Unglück es wollte, dass sie gemeinsam die Tür aufsperrten, oder wenn der Vater öffnete und der Sohn gleich hinter ihm stand, denn dann schossen die Soldaten, eröffneten sie das Feuer, legten sie Vater und Sohn gleichermassen um.

Bald jedoch änderte der Kommandant seine Strategie und beendete die Kampagne, einen Mann für jede Wohnung hinzustrecken. Was so weit geschehen war, die Tausenden von Toten, betrachtete er als Kollateralschaden, wie er in jedem Krieg und zumal bei Manövern auftritt.

Die Munition war erschöpft. Die Soldaten drängten auf Nachschub und neue möglichst vergnügliche Aufträge, um die Stille zu beseitigen, die auf ihren Körpern und Gemütern lastete. Als wollte man ihnen die Brust durchlöchern, klopften die Herzen schneller und schneller. Sie brauchten Order. Nach all den Abscheulichkeiten, die sie verübt hatten, beschlich sie nackte Panik. Rasch mussten sie sich wieder Respekt verschaffen in den Augen einer Bevölkerung, die wahrscheinlich längst auf blutige Rache sann.

Der Offizier sagte: »Die Lage ist ruhig, oh Kommandant. Aber es gibt ein kleines Problem.«

»Was denn?«

»Die Stadt ist vollständig verwaist. Die Fabriken stehen leer. Die Ämter sind ausser Betrieb. In den Ministerien vergnügen sich die Geister … Bahnhöfe, die Metro, die Post und die Zeitungsstände … alles ist verstummt. Wie kriegen wir die Arbeiter wieder in die Fabriken? Die Zugführer in die Züge? Wie die Lenker der Metros zu den Waggons, die sich stauen ohne Sinn und Verstand? Wie kriegen wir die Kinder in die Schulen? Wie die Frauen an die Webstühle in den Spinnereien? Woher bekommen wir Männer, die sich um das Vieh kümmern? Woher Bauern, um die Äcker zu bestellen, die verdorrt und verdurstet sind? Woher Kindergärtnerinnen oder Ärzte für die Krankenhäuser?«

Der Kommandant schwieg. Der Offizier sagte: »Wir haben die nächste Demonstration vereitelt. Und weitere tausend Demonstrationen, die auf diese gefolgt wären. Wir haben Männer in ihren Häusern getötet. Mit ihnen Tausende von Studentinnen und Studenten. Grossmütter, die ihre letzten Tage damit zubrachten, den Enkeln Geschichten vorzulesen. Wir haben sie alle getötet … und jetzt? … Was ist mit den Soldaten? Sie können keine Äcker bestellen. Sie wissen nicht, wie man Dünger ausbringt. Sie können knapp eine Kugel von einem Maiskolben unterscheiden. Damit kann man keine Schule eröffnen. Noch weniger verstehen sie es, den Kindern eine Geschichte vorzulesen und sie abends ins Bett zu bringen.«

Der Kommandant blickte hinaus auf die still daliegende Strasse. Er dachte daran, dass die Soldaten nach wie vor begierig waren zu töten. Was tun? Wie die lodernde Gier sättigen? Da kam ihm die rettende Idee.

»Die neue Order lautet«, sprach er, »das Feuer auf die Bäume zu eröffnen. Eine Übungsmassnahme. Eine Kugel für jeden Baum.«

Der Offizier stotterte: »Aber die Stadt … sie bleibt doch leer … Was machen wir mit den stockenden Geschäften?«

»Gar nichts«, antwortete der Kommandant. »Wenn wir erst einmal die Bäume beschiessen, wird die Stadt zu sich selbst zurückfinden. Die Leute werden zu ihren Aufgaben zurückkehren. Die Adern der Stadt füllen sich wieder mit Leben.«

Der Baum der Sintflut:

Als Gott die Erde flutete …

da waren die Bäume die einzige Rettung …

aus ihnen baute Noah seine Arche …

Das Gegenteil von dem, was der Kommandant beabsichtigte, trat ein, als die Soldaten seine Order ausführten. Die ersten Bäume, die getroffen wurden, sonderten aus ihren Wunden eine braune, dickflüssige Substanz ab. Sie glich geschmolzener Schokolade, troff auf den Asphalt und breitete sich aus. Sie sickerte jedoch nicht ein, sondern bewegte sich immer rascher zwischen den Beinen der Soldaten vorwärts. Als hätten die Bäume diese Flüssigkeit seit Hunderten von Jahren angesammelt und aufgespeichert, um sie im richtigen Moment wie Erbrochenes abzugeben.

Wie die Verrückten zielten die Soldaten auf die Baumwurzeln. Zu Beginn hatten sie die braune Flüssigkeit, durch die sie wateten, gar nicht bemerkt. Dann sahen sie die faulige braune Pfütze, deren Pegel stieg und in der sie mit ihren Stiefeln zunehmend versanken … sahen, wie ihnen das Leder und die schweren Sohlen von den Füssen wegschmolzen. Dann begann die Flüssigkeit an den Beinen zu zehren. Die Soldaten machten Sprünge, als würden Schlangen nach ihnen schnappen oder Skorpione die Stachel ausfahren. Ihre Kameraden schossen wild um sich. Der Kugelhagel übertönte die Schreie derjenigen, deren Fleisch mit der braunen dicken Pfütze zusammenfloss. Hätten sie das Feuer bloss eingestellt! Es wäre die einzige Möglichkeit gewesen, dieses Blutvergiessen zu stoppen. Doch als sie erfassten, wie ihnen und ihren Kameraden geschah, waren sie bereits von allen Seiten umzingelt. Sie weiteten den Beschuss aus und feuerten auf die Pfütze, die sich roh und rasch ausbreitete und nach ihren Beinen schnappte.

Der Kommandant und sein Offizier hatten sehr wohl erkannt, was die lehmartige braune Pfütze mit ihnen anstellte. Von weitem beobachteten sie, wie die heisse Substanz ihre Soldaten verschlang. Schmerzverzehrt lagen ihre Oberkörper im flüssigen Feuer. Mit jedem Soldaten, der zerschmolz und dessen Fleisch aufgesogen wurde, stieg der Pegel der Pfütze. Sie verwandelten sich in Skelette, von denen ein brennendes Stöhnen ausging, als lägen sie im tiefsten Innern des Höllenkreises. Mit dem Versiegen des Blutes hatten sie ihr Leben noch nicht ausgehaucht. Die Seele klebte ihnen weiterhin in den Höhlen der Knochen.

Wenn einer von euch am Tag der Auferstehung einen Samen in der Hand hält, so soll er ihn aussäen.

Die letzten beiden Männer, die übriggeblieben waren, sahen, wie die Bäume bis ganz zum Schluss aufrecht standen, mochten sie noch so durchlöchert sein. Ihre Zweige glichen den Fangarmen von Monstern. Mit ihnen wollten sie an das restliche Fleisch gelangen. Die Soldaten derweil, die nur zur Hälfte aufgezehrt waren, versuchten mit den verbleibenden Gliedmassen wegzukriechen und dem flüssigen Tod zu entkommen. Die Pfütze aber hatte die Jagd aufgenommen. Sie floss die entvölkerten Strassen der Stadt entlang und verschlang noch den Letzten. Der Befehl des Kommandanten, nun auch noch in die Pfütze hineinzuschiessen, war blosser Ausdruck des Wahnsinns … denn es war, als hätte die Pfütze längst entschieden, einzig ihn und seinen Offizier zu verschonen. Damit sie bezeugen, was Bäume tun, bevor sie sterben.

– Eine Million dahintreibender Worte als ein Steg für Noahs LeuteLesenمليون كلمة طافية ليطأها قوم "نوح"

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