Schreiben als Widerstand
Literatur war schon immer eine Form des Widerstands – gegen staatliche Repression, gegen gesellschaftliche Normen, gegen das Schweigen. Texte eröffneten Räume für alternative Sichtweisen und Lebensentwürfe – oft unter schwierigen Bedingungen. In einer Diskussionsrunde mit anschliessender Lesung berichteten Autor:innen, die mit dem Projekt Weiter Schreiben verbunden sind, von ihren Erfahrungen mit dem Schreiben im Kontext von Exil, Zensur und gesellschaftlichem Wandel.
Die Autorin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal (Deutschland) sprach über ihren neuen Roman Antichristie(Hanser, 2024), in dem sie sich mit antikolonialem Widerstand und Machtverhältnissen auseinandersetzt.
Dragica Rajčić (Schweiz/Kroatien) stellte ihre Gedichte vor, die in bewusst «fehlerhaftem» Deutsch verfasst sind – eine literarische Strategie, mit der sie sprachliche Normen und gesellschaftliche Erwartungen hinterfragt.
Atefe Asadi (Deutschland/Iran) las aus ihrer Lyrik, die sich mit Frauenrechten, Genderfragen und Sexualität im Iran befasst – Texte, die in ihrer Heimat zensiert und als «nicht druckbar» eingestuft wurden.
Shukri Al Rayyan (Schweiz/Syrien) erzählte von der Entstehung seines Romans Nacht in Damaskus (edition bücherlese, 2024), einer schonungslosen Analyse des Lebens unter Assads Regime – ein Werk, das erst im Schweizer Exil veröffentlicht werden konnte.
Wagdy El Komy (Schweiz/Ägypten) las aus seinen Kurzgeschichten, in denen er mit Ironie und surrealen Szenarien den Machtmissbrauch in Ägypten thematisiert und die Absurdität autoritärer Systeme sichtbar macht.
Die Autor:innen berichteten auch von ihrer Zusammenarbeit mit Weiter Schreiben, einem Projekt, das exilierten Schriftsteller:innen in Deutschland und der Schweiz eine literarische Plattform bietet. Diskutiert wurde, inwiefern das Schreiben neue Formen von Zugehörigkeit schaffen kann – besonders im Spannungsfeld von Migration, Mehrsprachigkeit und Entwurzelung. Wie können Geschichten dominante Narrative durchbrechen? Und was bedeutet es, trotz oder gerade wegen Zensur zu schreiben?
Ein Abend, der die besondere Rolle des Schreibens würdigte – als Mittel des Widerstands, als Ausdruck von Identität und als Möglichkeit, Grenzen zu überschreiten.
Die Veranstaltung fotografierte für uns © Virginia Kargachin .











